Am 24. und 25. Januar fand der diesjährige Think Tank von IGW statt. Ein Bericht von Philipp Wenk
Stell dir vor, du erfährst, dass im Umfeld
deiner Gemeinde eine unheilbar kranke Person um Sterbehilfe bittet. (Im letzten Jahr haben laut einem sda-Bericht 905 Menschen in der Deutschschweiz den begleiteten Freitod gewählt)
Wie
verhältst du dich? Wie findest du heraus, welches Verhalten in dieser Situation
richtig ist? Im Think Tank zur missionalen Ethik war dieses Szenario der
Testfall, um die zuvor erarbeiteten Modelle zur ethischen Entscheidungsfindung zu
überprüfen und zu reflektieren.
In den Think Tanks von IGW treffen sich Theologinnen
und Theologen aus verschiedenen Denominationen, um während zweier Tage miteinander
anspruchsvolle Themen im Licht der missionalen Theologie durch- und, wo
möglich, weiterzudenken.
Dieses Jahr trafen wir uns am 24.-25. Januar in der
Chrischona Grenzach-Wylen und stiessen miteinander ins Feld der Ethik vor. Das
Ziel war es, in Gruppenarbeit einen ethischen Praxiszyklus zu entwickeln, also
ein Modell für den Prozess einer ethischer Entscheidungsfindung, die sich im
Zusammenspiel von gelebter Praxis und theoretischer Reflexion vollzieht.
Wir
stiegen ein mit einem Impulsreferat und zwei Responses, die eine Grundlage für
die gemeinsame Weiterarbeit legten. Bereichert wurden diese eher theoretischen
Impulse durch zwei Erfahrungsberichte von ethischen Entscheidungsprozessen in
zwei verschiedenen Gemeinden. Danach waren dann alle Teilnehmer gefragt: In
drei Gruppen entwickelten sie drei Modelle, wie ein solcher
Entscheidungsprozess strukturiert werden kann. Kritische Rückfragen aus den
anderen Gruppen und das Durchspielen des Testfalls am zweiten Tag halfen, das
eigene Modell zu verbessern und weiterzuentwickeln.
Glücklich schaue ich auf diese zwei
intensiven Tage zurück. Die Diskussionen, die wir miteinander führten, und die
Rückmeldungen und Ideen, die ich von anderen erhalten durfte, sind sehr kostbar
für mich. Ganz herzlichen Dank allen Beteiligten! Ich freue mich schon auf das
nächste Jahr. Dann werden wir uns der aktuellen Herausforderung der zunehmenden
«Fluidität» von Kirche annähern und gemeinsam Wege suchen, kreativ mit dieser
Entwicklung umzugehen.
von Philipp Wenk