Die Jagd nach dem Glück

09.01.2020

Esther Wittwer stellt die Frage, ob wir als Christen nach Glück streben sollten

Titel

Glück. Bei dem Wort schiesst wohl jedem etwas anderes durch den Kopf. Vielleicht ein vierblättriges Kleeblatt, Hufeisen, Schweinchen (nach dem Motto "Schwein gehabt") oder das Märchen Hans im Glück? Wir Menschen verstehen unter Glück ganz unterschiedliche Dinge. Uns gemeinsam ist, dass wir alle auf der Suche, ja auf der Jagd nach dem Glück sind. Oder wer wünscht sich schon unglücklich zu sein? Zur Klärung, ich meine das Glück nicht im Sinne von Zufall, sondern mehr Glück als gelingendes Leben.

Doch können wir Christen nach so etwas banalem wie Glück streben oder ist das nicht doch eine Spur zu egoistisch?

Tatsächlich werden in der Bibel in über 90 Stellen meist Menschen aber auch Völker glücklich genannt, ja nicht nur genannt, sondern als glücklich bejubelt. Die Bibel benutzt dazu die Formel "glücklich zu preisen ist, …", sogenannte Seligpreisungen. Hinter diesem glücklich, das manchmal mit selig übersetzt wird, steht das Aufblühen und das Gedeihen eines Menschenlebens.  

Unsere Gesellschaft kennt viele verschiedene Glückskonzepte, es gibt die Glücksforschung und sogar einen Internationalen Tag des Glücks und eine Rangliste, wo die glücklichsten Menschen wohnen (anscheinend in Finnland, Schweiz ist immerhin auf Rang 6 – Stand 2019).   

In der Bibel hat das Glück verschiedene Facetten. "Glücklich der Mensch, der Weisheit gefunden hat, der Mensch, der Verständnis erlangt!" (Spr 3,13). Weisheit und Glück sind in der Bibel eng miteinander verbunden, glücklich, wer weise Lebensentscheidungen trifft und das Gute tut. Doch der Anfang aller Weisheit ist die Furcht des HERRN, heisst es in Psalm 111,20. Ohne Gott gibt es keine wirkliche Weisheit, wir brauchen seine Unterweisung und Offenbarung. Die Bibel macht klar, dass es ohne Gott kein beständiges Glück gibt. Der Mensch kann sich das Glück nicht einfach selbst schaffen, sondern ist abhängig von Gott. Viele Seligpreisungen laden dazu ein, Gott und im Neuen Testament dann Jesus zu folgen, seinen Willen tun, geduldig auf ihn zu warten und ihm zu vertrauen. Dabei spielen die Schriften, Gebote und Weissagungen eine wichtige Rolle, nach diesen soll das Leben ausgerichtet werden.

Wir können also durchaus etwas zu unserem Glück beitragen, wobei es schlussendlich dann doch auch immer ein Stück unverfügbar bleibt. Einer der Schlüssel zum wahren Glück ist das Wissen, dass wir zwar etwas zum Gedeihen unseres Lebens beitragen können, aber doch von Gott abhängig sind. Ich denke, in diesem Wissen lebt es sich viel befreiter. Wir müssen nicht verbissen an unserem Glück arbeiten, sondern dürfen unser Bestes geben und auf Gott vertrauen. Und wenn wir Leid erfahren müssen, dann ist dies kein Zeichen, dass Gott und das Glück uns verlassen hat. Denn die Bibel lässt ein paradoxes Miteinander von Glück und Leiden zu. Negative Erfahrungen werden in der Bibel nicht einfach ausgeblendet, sie gehören auch zu einem geglückten Leben. Einerseits, weil wir Gott in diesen Zeiten anders erleben können und andererseits, weil wir erkennen, dass diese Welt noch nicht das Ende ist und wir uns auf die endgültige Aufrichtung von Gottes Königreich freuen können. Nachfolger Christi können sich sogar darüber freuen, wenn sie ihres Glaubens willen verfolgt werden, denn sie haben den Heiligen Geist als Pfand für das ewige Leben erhalten, sie wissen, dass Gott zu seinen Verheissungen steht und Gerechtigkeit aufrichten wird.

Ein weiterer Aspekt biblischen Glücks ist der Dienst am Nächsten, wenn wir wissen, dass unser Glück nicht einfach unser Verdienst ist, kann uns das dazu befreien, dieses Glück mit anderen zu teilen. Sich der Armen und Ausgestossenen anzunehmen und barmherzig zu sein, ist ein weiterer wichtiger Bestandteil biblischen Glücks. Denn dieses Glück kann nicht ohne Folgen bleiben, es ist keine Einbahnstrasse.

Es bleibt jedoch immer die Spannung zwischen dem schon jetzt und noch nicht. Biblisches Glück beginnt im hier und jetzt, weist aber auch über das irdische Leben hinaus.

Das Glück der Gottesbeziehung ist somit nicht abhängig von den Umständen und im Gegensatz zu anderen Glückskonzepten ist das Ausbleiben von materiellem oder sozialem Glück kein Zeichen von Unglück, sondern besonders dann stehen die Glücklichpreisungen, die weit über das alltägliche und irdische Leben hinaus reichen.

Schlussendlich sind diese Seligpreisungen aber immer Einladungen: Lasst euch auf dieses Glück ein! Es lohnt sich! 

In diesem Sinn wünsche ich dir viel Glück für dein Leben!

Dies ist eine Zusammenfassung der Abschlussarbeit von Esther Wittwer.
Esther hat bei IGW absolviert und leitet die Heilsarmee Wattwil im wunderschönen Toggenburg. Die vollständige Arbeit ist hier zu finden.

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