Von 54 Millionen und anderen Zahlen

22.06.2018

In den letzten Wochen machte ein interessantes Video die Runde  - und die möglichsten und unmöglichsten Medien haben darüber berichtet: Jesse Duplantis, ein Urgestein der TV-Prediger-Szene, bat seine Zuhörer um Spenden für einen 54 Millionen Dollar teuren Privat-Jet.

Titel

Voller Überzeugung erzählt Jesse, wie Gott zu ihm gesprochen habe und wie es Unglaube sei, in einem billigeren Jet unterwegs zu sein. Im ersten Moment dachte ich an einen Comedy-Act, doch bald merkte ich: Der Typ meint das ernst. Und so überschlugen sich die Medien mit Spott und Häme und viele dachten: Wie kann er nur! Bei mir hat das Video zuerst einen Anfall von Fremdschämen und Wut ausgelöst - dann hat es mich herausgefordert: wie oft bitte ich Menschen um finanzielle Unterstützung?Als Leiter einer lokalen Kirche kann ich mich an keine Zeit erinnern, wo wir Geld im Überfluss gehabt hätten. Viel eher beten wir regelmässig um Versorgung und kalkulieren oft ohne grosse Reserven. Und dabei bewegen sich unsere Beträge eher im Bereich von hundert und tausend Franken - in der Millionen-Skala denken wir gar nicht. Jesse denkt grösser, und unverschämter. Er bittet direkt um Spenden für einen neuen Jet für 54 Millionen Dollar. Und ich überlege mir: könnte ich nicht auch etwas freier und direkter dazu einladen, für die tollen Dinge zu spenden, die unsere Kirche bewegt? Vielleicht könnten wir dann ein weiteres Projekt in Sierra Leone lancieren? Oder einen Mitarbeitenden in einem grösseren Pensum anstellen? Oder ein weiteres Projekt mit Asylsuchenden lancieren?Lasst uns mutiger von den Dingen sprechen, die Gott uns aufs Herz legt und den einen oder anderen konkret zu einer Spende einladen. Viele Kirchen leisten so unglaublich viel Tolles, Wichtiges und Segensreiches und können mit mehr Ressourcen noch so viel mehr bewirken!

Von den Finanz-Zahlen zu den Prozent-Zahlen: Einen kleinen Einblick in die religiöse Szene in Westeuropa liefert die neuste Studie des Pew Research Centers. Ein Blick in die Studienresultate lohnt sich - ich jedenfalls war sowohl positiv, wie auch negativ überrascht. Die Mehrheit der Christen ist zwar nicht mehr praktizierend. Aber noch immer gehen 22% der Bewohner der 15 untersuchten Ländern Westeuropas einmal pro Monat oder mehr in den Gottesdienst: in Österreich 28%, in der Schweiz 27% und in Deutschland 22%. Die meisten dieser praktizierenden Christen geben auch an, dass sie an einen Gott glauben, wie er in der Bibel beschrieben wird, während viele nicht praktizierende Christen an eine höhere Macht oder spirituelle Kraft glauben. Weiter wollen praktisch alle praktizierenden und eine grosse Mehrheit der nicht praktizierenden Christen ihre minderjährigen Kinder im christlichen Glauben erziehen. Weitere Einblicke liefert die Lektüre der Studie, welche hier heruntergeladen werden kann. Obwohl diese Zahlen zeigen, dass nur noch eine Minderheit in Westeuropa ihren Glauben aktiv lebt, scheint mir der Anteil derjenigen, die dies tun und ihren Glauben auch an ihre Kinder weiter geben wollen, immer noch erfreulich hoch. Das heisst auch, dass es für die Kirchen viel Arbeit und schöne Herausforderungen gibt. Wir dürfen Gottesdienste gestalten, die den Menschen den Gott der Bibel näher bringt und sie dazu einlädt, sich auf ihn einzulassen. Wir können mit unserem Leben und Glauben einen Gott zeigen, der mehr ist als eine spirituelle Macht und religiös interessierte, aber nicht praktizierende Menschen darin unterstützen, den Gott der Bibel persönlich zu erleben. Und wir können vielen Eltern helfen, ihre Kinder im christlichen Glauben zu erziehen und ihnen ein gutes Vorbild zu sein.Und genau dazu bildet IGW Frauen und Männer aus: für ein glaubwürdiges und kompetentes Handeln in unserer Gesellschaft!

Boris Eichenberger, Studienleiter MAS PT

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